Dokumentation: kindergarten heute 2/2007  

 

Wenn sich eine Idee der Kinder zu einem Projekt entwickelt, ist es wichtig, dass alle Beteiligten den Überblick behalten. Mit Hilfe einer grafischen Darstellung wie der Mind Map können eine Vielzahl von Ideen strukturiert und Kinder bei der Planung und Weiterentwicklung von Projekten maximal beteiligt werden.

Mit Gedankenkarten planen

Mind Mapping in der Arbeit mit Kindern

Der Engländer Tony Buzan führte in den 1960er-Jahren den Begriff „Mind Map“ ein. Seither erfreut sich dieses Planungsinstrument großer Beliebtheit. In der Wissenschaft, im Bildungswesen und in betrieblichen Organisationsformen wird die Methode seit Jahren erfolgreich praktiziert. Warum nicht auch in KiTa und Kindergarten?

Wie Mind Mapping mit Kindern funktioniert

In der Mitte des Blattes steht das Projektthema. Davon ausgehend wachsen die Ideen und Gedanken wie Äste und Zweige in verschiedene Richtungen. An den Ast-Enden stehen Schlüsselworte oder Stichworte, die dabei helfen, die Ideen in ein Schema zu bringen. Als Zweige sprießen die untergeordneten Gedanken und Vorschläge an den Ästen. Eine Mind Map wächst wie ein Baum nicht an einem Tag. Ihre Entwicklung hängt von den Themen und den Bedürfnissen der Kinder ab. Lassen Sie sich und den Kindern Zeit und gestalten Sie das Planen als tägliches Ritual. Die kombinierte Form einer verbal-bildlichen Darstellung eignet sich mit Kindern besonders, weil sie ihre Gedanken und Ideen mit grafischen Mitteln wie Zeichnungen, Bildern oder Symbolen festhalten können. Bereits umgesetzte Ideen werden parallel zu den neuen Gedanken mit einem Haken versehen und können in Lerngeschichten-Mappen dokumentiert werden. Gemeinsam mit Kindern planen bedeutet, sie am Geschehen zu beteiligen und gibt ihnen Raum zum Selbsttätigsein. Voraussetzungen für eine gutes Gelingen sind gemeinsam erstellte Regeln. Zum Beispiel:

  • Der Plan ist Dreh- und Angelpunkt,
  • ein Treffen findet täglich zu einem festen Zeitpunkt und an einem festgelegten Ort statt,
  • Kinder die später kommen oder gefehlt haben, informieren sich über den aktuellen Stand der Planung,
  • jede Idee, jeder Beitrag wird ernst genommen und festgehalten (auch nicht Durchführbares),
  • ein gemeinsamer Plan trägt die „Handschrift“ aller Beteiligten (z. B. Bilder der Kinder und Schrift der Erwachsenen),
  • nicht durchführbare Vorschläge werden durchgestrichen,
  • erledigte Punkte werden dokumentiert (und können nicht beteiligten Personen, z. B. Eltern, zugängig gemacht werden),
  • die Gruppe entscheidet, wann ein Plan zurückgestellt oder abgeschlossen wird.

Ideen in alle Richtungen sprießen lassen

Ob Kinderparlament, Umfrage oder Mind Mapping: Es geht immer darum Möglichkeiten zu finden, wie Kinder ihren Alltag mitgestalten können.

Kinder haben vielfältige Möglichkeiten, ihre Beitrage darzustellen. Wichtig ist, dass der Plan von allen Beteiligten decodiert und jederzeit interpretiert werden kann. Und die Erwachsenen? Selbst eine Erzieherin mit hervorragendem Gedächtnis wird bald die Übersicht über die Fülle von Kindernotizen verlieren – eine Vertretungskraft stünde erst recht vor lauter Fragezeichen. Aus diesem Grund werden die „schriftlichen“ Notizen der Kinder mit einer Anmerkung der Erzieherin versehen. So lernen die Kinder nebenbei die Bedeutung der Schrift kennen und wollen oft auch selbst schreiben lernen. Zum Aufhängen des Plans empfiehlt sich ein zentraler Platz. Der kann sich im Gruppenraum, in einem Funktionsraum oder im Flur befinden. Überprüfen Sie, ob Sie eine Wand als Arbeitswand frei machen können. Eine Mind Map benötigt einen übersichtlichen hellen Platz mit musterfreiem Hintergrund, vor dem sich die Kinder treffen können. Sie sollte sich also weder im Türbereich noch neben dem Bauteppich befinden und auf Blickhöhe der Kinder angebracht sein. Da die Kinder laufend daran arbeiten, brauchen sie ausreichend freie Fläche darum herum und das Planwerkzeug wie Stifte, Scheren und Kleber in unmittelbarer Nähe. Zusätzlich können neben der Mind Map Sammelkartons, Sammelmappen o. Ä. für ihre Gedanken und Materialien angelegt werden. Eine Mind Map benötigt einen großen Papierbogen (mindestens 1 x 1 Meter) und bei wachsender Skizze Platz für einen zweiten oder sogar einen dritten. Je mehr Kinder an diese Arbeitsform gewöhnt sind, umso größer werden ihre Sammlungen ausfallen.

Wünsche werden visualisiert

Ein Erfahrungs- und Handlungszuwachs für Kinder

Bei der gemeinsamen Sammlung von Ideen spielen die Machbarkeit oder der mögliche Unfallgefahren oder hohe Kosten zunächst keine Rolle. Erst in Gesprächen untereinander oder wenn es an die konkrete Umsetzung geht, werden diese Aspekte genauer betrachtet. Darin liegt die Chance, dass Kinder Grenzsituationen, Stolpersteine und Schwierigkeiten kennen und damit umzugehen lernen – und dass sie lernen, einer Sache nachzugehen, um zu klären, warum etwas nicht geht, und sich gegebenenfalls auf die Suche nach Alternativen und Lösungen begeben. Dieser Prozess erschließt den Kindern neue Erfahrungen und ermöglicht ihnen Handlungszuwachs, die Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt und mit den Standpunkten anderer. Ob in Kinderparlamenten, durch Umfragen, Interviews oder in Form von Mind Mapping: Es geht immer darum, Wege zu finden, dass Kinder ihrem Alter entsprechende Möglichkeiten der Mitgestaltung ihres Alltags haben. Schon wenn jüngere Kinder die Planungsarbeit der älteren interessiert und sie anfangs vielleicht erst zuhörend oder beobachtend verfolgen, beginnen sie, damit vertraut zu werden. Je nach Entwicklungsstand können sie sich ab dem zweiten oder dritten Lebensjahr aktiv daran beteiligen. Als ideal erweist sich Mind Mapping in altersgemischten Gruppen oder in der „Offenen Arbeit“. Dort profitieren die Kinder unter- und voneinander. Die Themen der Kinder lassen sich durch ein gezieltes Auswahlverfahren mit den Kindern und in Beobachtungen des Alltags finden.

Wie Mind Mapping bei der Planung großer KiTa-Projekte funktioniert

Wenn bevorstehende Feste, Höhepunkte im Jahreskreis oder komplexe Projektthemen gemeinsam mit Eltern, Kindern und KiTa-Team geplant werden, verteilt sich die Last auf viele Schultern und die einzelnen Akteure entwickeln von Beginn an einen Bezug dazu. Mind Mapping bietet die notwendigen Strukturen für Handhabbarkeit von umfassenden Plänen. Hier einige Tipps:

1. Schritt
Beginnen Sie die Projektplanung im Team. Für die Ideensammlung wählen Sie Moderationskarten in einer bestimmten Farbe (z. B. blau) und ordnen alle Beiträge rund um das zentrale Thema in der Mitte an, das auch als Symbol dargestellt werden kann. Die ersten Schlüsselworte und ihre Äste wachsen am „Mittelsymbol“. Jedes Teammitglied schreibt seine Idee auf und den Namen darunter. So entsteht ein Grundgerüst der Mind Map.

2. Schritt
Sammeln Sie die Ideen der Kinder auf roten Moderationskarten oder versehen Sie ihre Beiträge mit einem (in diesem Fall roten) Kennzeichen. Gegebenenfalls können Sie die Beiträge mit Hinweisen und dem Namen der Kinder ergänzen. Tragen Sie die Ideen zusammen.

3. Schritt
In einer Zusammenkunft mit Eltern wir das Vorhaben vorgestellt und das zentrale Projektthema in die Mitte einer großen leeren Moderationswand geschrieben. Nach der Einführung werden die Eltern gebeten, ihre Ideen und Vorschläge auf Moderationskarten zu schreiben (wählen Sie dafür eine bestimmte Farbe, z. B. grün) – und zwar möglichst präzise formuliert. Die Beiträge werden gesammelt und rangerecht als Haupt- und Unter-Äste bzw. Zweige and der Wand angebracht. Konkrete Vorhaben und Verpflichtungen werden mit Namen versehen. Danach berichten Sie über die Vorschläge, die Sie im Team gesammelt haben, und ergänzen nach gemeinsamer Absprache mit den Eltern ihre Moderationskarten. Unter Umständen entstehen auf der Mind Map weitere Schlüsselworte, Äste oder Zweige. Sicher interessieren sich die Eltern auch für die Beiträge der Kinder. Fügen Sie die roten Moderationskarten der Darstellung hinzu.

4. Schritt
Gemeinsam wird nun über das weitere Vorgehen beraten. Während des Projektverlaufs werden durchgeführte und erledigte Maßnahmen mit einem Haken versehen. Mehrere „Mittelsymbole“ liegen für die Eltern bereit, auf denen sie bei Bedarf ausführlicher über Durchgeführtes berichten können. Verfahren Sie bei Zusammentreffen mit den Kindern auf dieselbe Weise.

Setzt man Mind Mappin in Gruppen ein, ermöglicht man, dass viele Personen an der Verwirklichung einer gemeinsamen Sache beteiligt sind. Jeder lernt dabei auch die andere Seite des Planens kennen: das Zu-viel an Ideen, die Grenzen und Stolpersteine, dass Planen schnell geht – die Umsetzung jedoch Zeit braucht, dass unterschiedliche Interessen und Meinungen mit einbezogen werden müssen oder dass neue Themen unvollständige oder überholte ersetzen und man sich von manchen verabschieden muss. Eltern nehmen am Alltag in der KiTa teil, wenn sie, wie es dieses Verfahren exemplarisch aufzeigt, informiert sind, Zugang zum Geschehen haben und ihre Teilnahme erwünscht und anerkannt wird. Sie wiederum machen Ihre Arbeit transparent und geben Anlässe für Gespräche der Eltern mit den Kindern, untereinander und mit dem Team. Höhere Bedeutsamkeit erhält jeder Bericht, wenn er in den Sprachen aller Beteiligten abgefasst wird.

Das erforderliche Material ist schon vorhanden

Und wann ist der richtige Zeitpunkt, ein Ende zu setzen?

Eine Mind Map lebt, solange ihr Thema aktuell ist. Oberste Priorität haben die Themen und Interessen der Kinder. Ganz abgesehen davon, dass sich fast alle Bereiche in einer Mind Map „einklinken“ lassen, sollte mit allen Beteiligten entschlossen genug der Zeitpunkt eines Abschlusses bestimmt werden, auch wenn unter Umständen noch nicht alle Punkte abgehakt sind. Bewahren Sie den Plan, der Sie möglicherweise lange begleitet hat, mit Datum versehen auf. Er erinnert an schöne Erlebnisse und lässt sich jederzeit als Dokumentationsbeispiel einsetzen